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«Wir haben nicht den Anspruch, ein Dividendentitel zu sein, wir sind ein Wachstumstitel»: Siegfried-VRP Andreas Casutt. | Bild: Markus Schneeberger
15.04.2025

Siegfried legt erfreuliche Zahlen vor

Unseres regionales Flagschiff Siegfried konnte an der Aktionärsversammlung erfreuliche Zahlen vorlegen. Zudem wurden interessante Aussagen zu Wachstum, Dividenden und dem Einfluss der angedrohten US-Zölle gemacht.


Siegfried-VRP: «Wir sind zuversichtlich, dass wir mit Trumps Zollhammer umgehen können»

An der Generalversammlung des Zofinger Pharma-Zulieferers waren auch die Schockwellen, die der US-Präsident mit seiner Handelspolitik ausgelöst hat, ein Thema.

Die Generalversammlung des Zofinger Pharma-Zulieferers Siegfried ist jeweils auch ein gesellschaftliches Ereignis; die Aktionärinnen und Aktionäre treffen frühzeitig im Stadtsaal Zofingen ein, um sich bei Kaffee und Gipfeli auszutauschen. Gesprächsstoff gab es am Donnerstag genug: Wegen Donald Trumps Zollkeule hatte auch die Siegfried-Aktie wilde Kurssprünge vollführt. Für einige Minuten lang sank der Kurs am Montagmorgen von 854 auf 537 Franken; der Ausschlag stellte sich im Nachhinein als fehlerhaft heraus, Käufe zu diesem Schnäppchenpreis seien nicht möglich gewesen, stellte Verwaltungsratspräsident Andreas Casutt später vor den 192 erschienenen Aktionärinnen und Aktionären klar (54 Prozent des Aktienkapitals).

 

Taskforce beobachtet Entwicklung um Trumps Zollhammer

 Auch sonst bereitet Trumps Zollschock dem Unternehmen noch nicht allzu grosse Sorgen. Einerseits sind Pharma-Firmen noch von Zöllen ausgenommen. Andererseits zahle sich aus, dass die Siegfried AG im letzten Jahr ihre Präsenz in den Vereinigten Staaten ausgebaut habe.  Im Juli schloss das Unternehmen den Kauf einer CDMO (Contract Development and Manufacturing Organization) in Grafton im US-Bundesstaat Wisconsin ab. Dadurch kann Siegfried US-Kunden direkt beliefern. «Wir sind zuversichtlich, dass wir mit Tumps Zollhammer umgehen können», sagte Casutt. Das Unternehmen habe eine Taskforce einberufen, um die Lage zu beobachten. Falls der US-Präsident seine Drohung umsetzt und doch Zölle auf Pharma-Produkte einführt, wäre laut Casutt nur ein kleiner Teil des Umsatzes betroffen – konkret sprach er von einer Zahl unter zehn Millionen Franken.

Mit den Geschäftszahlen – erstmals präsentiert vom neuen CEO Marcel Imwinkelried – konnten die Aktionäre und Aktionärinnen zufrieden sein. Diese waren erneut besser als im Vorjahr. Der Nettoumsatz erreichte 1,29 Milliarden Franken, ein Plus von 1,8 Prozent in Schweizer Franken. Trotz des definitiven Wegfalls des einträglichen Impfstoffgeschäfts setzte Siegfried bei den Fertigprodukten 402,7 Millionen Franken um, was dem Niveau des Vorjahrs entspricht. Der Betriebsgewinn kletterte um 4,5 Prozent auf 285,6 Millionen Franken, der Reingewinn stieg um 24 Prozent auf 158,9 Millionen. 2025 will das Unternehmen einen Umsatzsprung im mittleren einstelligen Prozentbereich erzielen, so der CEO. «Auch in Zofingen ist eine Menge los», meinte er. Jährlich investiere Siegfried am Standort Zofingen, wo das Unternehmen vor 152 Jahren gegründet wurde, einen zweistelligen Millionenbetrag. «Auch in Zofingen wollen wir weiter wachsen.»

 

«Haben nicht den Anspruch, ein Dividendentitel zu sein»

Grosse Fortschritte habe das Unternehmen nicht nur punkto Wachstum, sondern auch im Bereich Nachhaltigkeit erzielt, so VRP Andreas Casutt. Bis 2033 will Siegfried den CO₂-Ausstoss gegenüber 2020 um zwei Drittel gesenkt haben. Bereits heute bezieht das Unternehmen, das an 13 Standorten auf drei Kontinenten präsent ist, 87 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen. Eine Million Franken gebe man jährlich aus, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, so Casutt.

Den traktandierten Geschäften stimmten die Aktionärinnen und Aktionäre jeweils mit grossen Mehrheiten zu. Auch bei der Konsultativabstimmung über den Vergütungsbericht 2024 gab es rund 90 Prozent Ja-Stimmen. Das war letztes Jahr noch anders gewesen, damals betrug die Zustimmung nur 58 Prozent.

Die Ausschüttung pro Namensaktie wurde um 20 Rappen erhöht, sie liegt nun bei drei Franken und 80 Rappen. Angesichts eines Aktienkurses von 824 Franken (Stand Donnerstagabend) ist das eine bescheidene Dividende. «Wir haben nicht den Anspruch, ein Dividendentitel zu sein, wir sind ein Wachstumstitel», sagte Andreas Casutt auf die entsprechende Frage eines Aktionärs. Siegfried sei quasi noch ein Teenager und wolle weiterwachsen. Dividenden wie bei anderen Schweizer Unternehmen werde es deshalb bei Siegfried vorläufig nicht geben.

In den nächsten Monaten wird es besonders interessant, die Aktie zu beobachten. Die Aktionärinnen und Aktionäre haben einen Aktiensplit im Verhältnis 1:10 beschlossen. Neue Investoren können dadurch leichter einsteigen, was die Nachfrage ankurbeln und den Kurs positiv beeinflussen könnte. Mit dem Aktiensplit will Siegfried vor allem auch Mitarbeitenden den Einstieg in Beteiligungsprogramme erleichtern.

Die sieben VR-Mitglieder Alexandra Brand, Isabelle Welton, Wolfram Carius, Martin Schmid, Beat Walti, Andreas Casutt und Elodie Cingari wurden in ihren Ämtern betätigt.

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Der Verwaltungsratspräsident spricht zu den 192 Aktionärinnen und Aktionären im Stadtsaal Zofingen. | Bild: Markus Schneeberger
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VRP Casutt mit CEO Marcel Imwinkelried (l.). | Bild: Markus Schneeberger